Immer wieder erheben selbsternannte Marketing-Gurus den Anspruch, die Farbe für maximale Konversion gefunden zu haben. Mal ist es Grün, dann wieder Rot, dann wieder Hellblau.
Nach einigen Praxistests flacht der anfängliche Enthusiasmus meist aber wieder sehr schnell ab, bevor ein neuer Hype die Runde macht. Aber was ist wirklich dran an der Konversions-Farben-Relation und welche Farbe konvertiert am besten?
Grundlegende Farbtheorie
Eine Studie besagt, dass der Betrachter einer Webpage innerhalb von 50 Millisekunden eine unterbewusste Wertschätzung der Seite formt. Weiterhin, so das Ergebnis der Studie, basiert ca. 90 % dieser Entscheidung allein auf der Farbgebung – ein Grund mehr sich mit der Farbenlehre ein weniger näher zu beschäftigen.
Um einen soliden Ausgangspunkt zu erhalten, ist es wichtig ein wenig über die Psychologie der Farben zu wissen; denn sie beschreibt die Wirkung von Farben auf die menschliche Psyche.
In der Welt des Marketings ist diese Wirkung besonders interessant, da Farben Entscheidungsprozesse bei Kunden beeinflussen und beispielsweise auch entscheiden, ob ein potentieller User auf einer Webseite verweilt – oder eben auch nicht.
Obwohl das Feld der Farbpsychologie umstritten ist, gibt es einige Grundprämisse, die jeder Unternehmer kennen sollte. Zunächst einmal gilt es eine Grundfarbe für die Website bzw. das Logo zu finden. Sie stellt quasi die Identität des Unternehmens dar.
Besonders die Frage welche Aussage die Corporate Identity letztlich vermitteln soll, ist für die Auswahl des grundsätzlichen Farbtons prägend. Blau ist beispielsweise eine beliebte Farbe, die generell für Vertrauen und Loyalität steht. Facebook und Paypal sind gute Beispiele für einen solchen klassischen Ansatz.
Schwarz hingegen steht für Professionalität oder Eleganz und wird oft von Modemarken eingesetzt, um ihr Image zu unterstreichen. Hellen Farben wie Rot, Orange oder Gelb wird nachgesagt, dass sie Aufmerksamkeit erregen. Einen ausführlichen Überblick über die Wirkung der Farben finden Sie in den thematisch passenden Artikeln.
Farbe, Kontrast und Kontext
Ein berühmtes Beispiel aus der Welt des Marketings ist eine Serie von A/B Split-Tests, bei denen rote und grüne Buttons auf ihre Konversionsraten hin geprüft wurden. Die Farbe Rot schlug dabei Grün deutlich. Das Ergebnis könnte darauf schließen lassen, dass einige Farben per se besser abschneiden als andere.
Jedoch fanden die Tester schnell heraus, dass nicht die Farbgebung selbst der ausschlaggebende Faktor war, sondern die jeweilige Kontrastierung, die durch die Farbwahl der übrigen Elemente erzielt wurde. Mittlerweile ist dieser, in der Psychologie als „isolation effect“ bekannte Mechanismus, hinreichend erforscht.
Prinzipiell besagt dieser, dass Gegenstände die sich drastisch von ihrem Hintergrund bzw. anderen Gegenständen abheben, vom menschlichen Gehirn deutlich besser wahrgenommen und erinnert werden.
Während Studien darauf hindeuten, dass Websites generell farblich abgestimmt und in Harmonie gestaltet werden sollten, gelten für die Call-To-Actions – die eigentlichen Konversions-Treiber – ganz andere Regeln. Für das vorangegangene Beispiel war der Kontrast nämlich der ausschlaggebende Faktor, denn Rot stach einfach wesentlich besser als Grün auf der gegebenen Website mit dessen Grundfarben hervor.
Generell gilt die Regel, dass für Call-To-Actions hellere Farben wie Gelb, Grün, Orange und Rot zu mehr Konversionen führen. Im Gegensatz dazu performen Schwarz, Braun und Lila am schlechtesten.
In einem weiteren Versuch wurden verschiedene Fonts mit verschiedenen Farben kombiniert, um die Download-Rate eines bestimmten Produktes zu erhöhen. Am besten schnitt dabei wieder die Kombination ab, bei der sich der Download-Button am kräftigsten von seiner Umgebung hervortat. Im Endeffekt lässt sich wiederum sagen, dass keine Farbe die einzig Wahre ist.
Wichtig für die eigene Webpräsenz ist, dass regelmäßig reflektiert wird und entsprechende Tests durchgeführt werden, um festzustellen welche Farben und Farbkombinationen die Usability und das Erscheinungsbild der Website verbessern – und damit letztlich auch die Konversion steigern.